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Frühe Nutzenbewertung - Maribavir bei rezidivierter/refraktärer CMV-Reaktivierung

Mit Maribavir (Liftencity®) wird ein weiteres Arzneimittel für Cytomegalievirus (CMV)-Infektionen bewertet. Maribavir ist zugelassen zur Therapie einer CMV-Infektion, CMV-Reaktivierungen und/oder -Erkrankung die refraktär und/oder resistent gegenüber mindestens einer vorausgegangenen Therapie mit Ganciclovir, Valganciclovir, Cidofovir oder Foscarnet bei Patientinnen und Patienten (Pat.) nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) oder einer Transplantation solider Organe. Maribavir hat einen Orphan-Drug-Status, eine zweckmäßige Vergleichstherapie wurde vom G-BA nicht festgelegt. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

Tabelle 1: Berechnung des Zusatznutzens durch pU und IQWiG

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Unsere Anmerkungen sind:

  • Bei Pat. mit einer refraktären/resistenten CMV-Reaktivierung nach einer allogenen Stammzelltransplantation oder einer Transplantation solider Organe besteht aktuell ein hoher ungedeckter medizinischer Bedarf.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist SHP620-303, eine offene, randomisierte Phase-III-Studie zum Vergleich von Maribavir versus einer CMV-Therapie nach ärztlicher Maßgabe bei Pat. mit refraktärer/resistenter CMV-Reaktivierung. Die Randomisierung erfolgte 2:1 zugunsten des Maribavir-Arms.
  • Maribavir führte zur statistisch signifikanten Steigerung der kurzfristigen und der nachhaltigen CMV-Infektionskontrolle. Die Mortalitätsrate lag zwischen 11,1 und 11,5% und war zwischen den beiden Studienarmen nicht unterschiedlich. Ein „Crossover“ zu Maribavir war im Kontrollarm erlaubt und wurde bei 22 Pat. durchgeführt.
  • Die Rate schwerer unerwünschter Ereignisse lag zwischen 44,4 und 47,4% und war zwischen den beiden Studienarmen nicht unterschiedlich. Unter Maribavir traten vor allem Geschmacksstörungen häufiger auf (37,2%), im Kontrollarm vor allem Leukozyto- und Neutropenie. Studienabbrüche aufgrund von therapiebedingten, unerwünschten Ereignissen waren signifikant seltener im Maribavir- als im Kontrollarm (13,2 vs 31,9%).
  • Daten zum Patient-Reported-Outcome und zur Lebensqualität waren aufgrund niedriger Rücklaufquoten, vor allem im Kontrollarm, nur eingeschränkt aussagekräftig.
  • Eine klinisch sinnvolle, separate Auswertung der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen von Maribavir bei Pat. nach HSZT und bei Pat. nach Transplantation solider Organe fehlt im Dossier.

Maribavir stellt eine Erweiterung der Therapieoptionen bei Pat. mit r/r-CMV-Reaktivierungen dar. Neben der Steigerung der Wirksamkeit im Vergleich zu den bisher verfügbaren Arzneimitteln ist das günstigere Nebenwirkungsspektrum und die orale Applizierbarkeit therapeutisch wichtig.

 

zur Stellungnahme

13.04.2023